Meller Laienspielwoche: „Chaotische Chaoten“ überzeugen.

 


        
    

 

Betroffen sind alle Akteure, als das Lügengebäude zusammenbricht.Foto: Norbert Wiegand
Fromm und friedlich gehen Esther (Alina Wilken, links) und Jonathan (Jonas Buddenberg) nur beim Tischgebet in Gegenwart ihrer Mutter (Michelle Oertel) miteinander um. Foto: Norbert Wiegand

Bauer mit rosa String-Tanga.

 Ein schwuler Öko-Bauer mit rosa String-Tanga unter der blauen Latzhose stand im Mittelpunkt des abendfüllenden Stücks „Ein Hof voller Narren“ (von Winnie Abeln), das sich die evangelische Jugendgruppe „Die chotischen Chaoten“ als ihren Beitrag zum diesjährigen Riemsloher Laienspiel-Wettbewerb ausgesucht hatte.

Die fast zweistündige Komödie sorgte mit Wortwitz, Situationskomik, hoher Lacher-Dichte, immer weiter wachsender Spielfreude und beeindruckender Bühnenpräsenz der jungen Laienschauspieler für allerbeste Theaterunterhaltung. Neben Turbulenzen und allerlei Klamauk ging es in der Aufführung aber auch um eine humorige Auseinandersetzung mit immer noch verbreiteten Vorurteilen gegenüber Schwulen und Polen sowie konträre Agrar-Ideologien.

Tosender Applaus.

Dabei war die eindeutig sympathische Figur der schwule Jungbauer Jonathan, der überzeugend von Jonas Buddenberg dargestellt wurde. Beim tosenden Schlussapplaus warf er seinen String-Tanga ins jubelnde Publikum.

Zur Geschichte: Der gute Jonathan, der einen Bio-Hof mit glücklichen Tieren aufbauen will, gerät durch eine Bedingung seiner Mutter in ein Dilemma: Er kann den Hof nur erben, wenn er vor seiner biestigen Schwester Esther heiratet, die nur einen profitablen Hof mit Hühnergefängnissen plant. Damit er das Wettrennen zum Standesamt gewinnt, vereinbart Jonathan mit der polnischen Pflegekraft des Opas eine Scheinehe.

Jonathans schwuchteliger Freund Detlef muss bei der Hochzeit schließlich in die Rolle der polnischen Schwiegermutter schlüpfen, bis überraschend die tatsächliche Schwiegermutter (Pia Kapferer) bei der Feier auftaucht und das ganze Lügengebäude einstürzt. Am Ende bekommen alle, was sie wollen. Jonathan und Detlef dürfen als schwules Paar den Bauernhof übernehmen und die polnische vorherige Alibi-Ehefrau Irena bekommt ihren Liebsten, den Knecht Hannes. Nur die böse Esther muss auf das Hoferbe verzichten.

Tuntig und fröhlich.

Die Biestigkeit der fiesen Esther brachte Darstellerin Alina Wilken immer genau auf den Punkt.

Der schwule und etwas tuntige Detlef war geradezu eine Paraderolle für Lennart Grüter. Die anfangs noch konservative Bauersfrau Ruth wurde von Michelle Oertel ebenso treffend verkörpert wie der fröhliche und schwerhörige Opa Erwin im Rollstuhl von David Schedding. Authentisch spielte Pia Schellenberger die polnische Pflegerin Irena. Ein hervorragender Knecht Hannes mit Sprachfehler war Anna Maria Schleichner. Das abendfüllende Stück, das Klischees, Stereotypen und Toleranz thematisierte, hatten die Gruppenleiterinnen Elisa Jensen und Lea Beckmann mit den jungen und selbstbewusst auftretenden Schauspielern eingeübt. Zu den pfiffigsten Ideen gehörten die lebenden Hühner, die ruhig pickend zum Bühnenbild gehörten, und ein ausgebrochenes Ferkel (Marius Notbusch), das immer überraschend in einem witzigen Kostüm über die Bühne raste und für zusätzliche Lacher sorgte.

Trotz turbulenter Ereignisse auf der Bühne pickten die Hühner in aller Ruhe ihre Körner. Foto: Norbert Wiegand

Christoph Kleine-Börger, Cheforganisator des Laienspielwettbewerbes, hatte mehr als 250 Zuschauer begrüßt, die trotz extrem widriger Witterung in den Riemsloher Veranstaltungssaal gekommen waren. Die sechste und letzte Aufführung ist am heutigen Freitag, 19. Januar, um 19 Uhr zu sehen. Dann stehen „Die Höllenkinder“ der katholischen Jugend mit dem Stück „Wohin mit dem Bordell?“ auf der Bühne.


Mit freundlicher Genehmigung des Meller Kreisblatt.

Ein Artikel von Norbert Wiegand

 

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