Kritischer Akzent bei der Laienspielwoche in Melle-Riemsloh.

 


        
    

 

Auf den Spuren von Shakespeare und Bernstein blickten „Die scharfen Zucchinis“ mit ihrem Stück kritisch auf Vorurteile und Abgrenzung. Foto: Petra Ropers
Sie sind wieder da: Max und Moritz holte die „Affenbande“ zurück ins Leben und auf die Bühne. Foto: Petra Ropers

Bandenkrieg und wilde Streiche.

William Shakespeare nahm sich des Themas an. Leonard Bernstein verwandelte es in ein weltberühmtes Musical. Und nun holten auch die „Scharfen Zucchinis“ der katholischen Jugend den Stoff auf die Bühne: Mit „Das Versteck“ setzten sie einen kritischen Akzent im Riemsloher Laienspielwettbewerb.

Die Montagues und die Capulets waren es bei Shakespeares „Romeo und Julia“, die Jets und die Sharks bei Bernsteins „West Side Story“. Im Riemsloher Veranstaltungsraum trugen am zweiten Abend der Laienspielwoche die Tonheimer und die Simsdorfer den Konflikt aus, der ebenso alt wie aktuell ist. Vorurteile, Abgrenzung und der verächtliche Blick auf die, die „anders“ sind, bestimmen das Verhältnis der beiden Jugendbanden aus den konkurrierenden Stadtteilen.

Konflikt mit harten Bandagen

Mit ihrem Umzug nach Tonheim geraten die Geschwister Lena (Elisa Bockrath) und Michel (Niklas Diekmann) mitten hinein in den Konflikt, der schon bald mit harten Bandagen ausgetragen wird: Im öffentlichen Stadtpark wollen sich die Tonheimer eine schöne Bude bauen. Doch für die Simsdorfer steht fest: „Der Park gehört uns!“ Inmitten von Pöbeleien und Prügeleien lernen die Geschwister plötzlich einen Jungen kennen, der mit dem eskalierenden Bandenkrieg nichts zu tun zu haben scheint.

„Blutsbrüderschaft“

Frank (Enno Honerkamp) lädt sie zum Spielen ein, freundet sich mit ihnen an und will sogar „Blutsbrüderschaft“ schließen – nicht ahnend, dass er als Simsdorfer damit eine unsichtbare Grenze überschreitet. Überzeugend holten die „Scharfen Zucchinis“ den dramatischen Stoff in die Gegenwart und auf eine altersgerechte Ebene. Mit großem Aufwand gestalteten sie dazu einen Bühnenaufbau, dessen Zweiteilung die Auseinandersetzung auch optisch in Szene setzte.

Wie bei den großen Vorbildern führte auch auf der Riemsloher Bühne erst die dramatische Zuspitzung der Ereignisse zur Versöhnung. Und die wurde unter großem Beifall symbolträchtig bekräftigt. Wenn in Riemsloh demnächst also Haare in Dosen vergraben werden, könnte das an der Laienspielwoche liegen.

Frecher Kontrast

Den frechen Kontrast zum ersten Stück des Abends bot anschließend die „Affenbande“. Sie holte die schlimmsten Lausbuben der Literaturgeschichte zurück ins Leben und auf die Bühne. Dort trieben Max (Malena Petring) und Moritz (Madita Schlegel) ihre bösen Späße und ließen damit nicht nur sämtliche Lehrer verzweifeln. Auch ihre Mitschüler reagierten – hin und wieder allerdings mit einem amüsierten Zucken in den Mundwinkeln – zunehmend genervt auf Stühle mit Leim, Tische voller Ruß und betonschwere Fußbälle.

Als Ansagerin führte Emily Mithöfer in Reimen von bester Wilhelm-Busch-Manier durch die moderne Auflage der berühmten Bildergeschichte. Für die Flegel aus den Reihen der katholischen Jugend endete das Abenteuer nicht in der Schrotmühle, sondern im Streifenwagen der Polizei – eine Fortsetzung ist deshalb nicht ganz ausgeschlossen.


Mit freundlicher Genehmigung des Meller Kreisblatt.

Ein Artikel von Petra Ropers

 

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