„Bordell“ sorgt für Frauenaufstand in Melle.

 


        
    

 

Die Männerrunde im Wohnzimmer der Kreuzjochers bekam unerwarteten Besuch aus dem Bordell. Foto: Norbert Wiegand
Den Pfarrer konnten die Damen des kirchlichen Frauenkreises nicht für den Kampf gegen das Bordell gewinnen. Foto: Norbert Wiegand

Schwank bei der Laienspielwoche.

Melle. Ein geplantes Bordell in einem leer stehenden Hotel sorgt für Unmut und Proteste bei Frauen im Dorf. Das 90 Minuten lange Stück „Wohin mit dem Bordell?“ von Gabriele Maricic-Kaiblinger brachte die katholische Jugendgruppe „Die Höllenkinder“ als sechste und letzte Aufführung der Riemsloher Laienspielwoche auf die Bühne.

Vor allem Rosa und Agnes wollten den „Sündenpfuhl“ verhindern. Die Rollen der beiden Anführerinnen aus der kirchlichen Frauenrunde waren hervorragend besetzt mit Johanna Püttker und Teresa Peters. Die beiden jungen Schauspielerinnen brachten die ganze moralische Entrüstung älter gewordener Ehefrauen voll überzeugend auf die Bühne. „Wenn die uns unsere Männer wegnehmen, dann ist das Diebstahl!“ ereiferte sich Agnes Hinterhofer. Wegen des drohenden „Sex-tourismus“ wollte Rosa Kreuzjocher sogar dem Papst schreiben, weil der Pfarrer (Noemi Guttmann) sich nicht so recht gegen die sündhaften Pläne stellte.

Schriller Auftritt

Erfreut über die unerwartete Bereicherung des Dorflebens mit ganz neuen Möglichkeiten waren hingegen die Bier trinkenden Ehemänner Hermann Kreuzjocher und Sepp Hinterhofer, die mit ihren typisch männlichen Attitüden hervorragend von Lara Westhoff und Lara Graul dargestellt wurden. „Wenn wir hier ein Bordell haben, dann strengen sich unsere Frauen mehr an, um uns zu gefallen“, meinte Hermann. Überhaupt waren mehrere männliche Rollen mit Mädchen besetzt, Jungen hätten es nicht besser machen können.

Zum weiteren Fortgang der Geschichte: Auch Bürgermeister Hans Dorffried (Tom Hoffmann) ist froh über die Investoren, die den ungeliebten Leerstand beenden. Seine Frau (Hannah Schmittem) schlägt sich nur halbherzig auf die Seite der protestierenden Frauen im Dorf. Das gilt ebenso für die unverheiratete Marie (Hannah Pogonke), die mit Fred (Jana Korbion) anbändelt, sowie das Pärchen Peter (Lilly Klausmeyer) und Vroni (Madita Placke), das sich sogar wehrt, beim Protest mitzumachen.

Nicht erfreut waren die Anführerinnen des Protests (rechts) über das Erscheinen der Prostituierten bei der Männerrunde im heimischen Wohnzimmer. Foto: Norbert Wiegand

Witziger Messdiener

Der Bürgermeister beauftragt zwei Polizistinnen (Christian Groneick und Jonas Sagenschnier), den Bedarf für ein Bordell im Dorf zu ermitteln, was aber von den protestierenden Frauen verhindert werden kann. Ihr Protest ist so wirksam, dass die Bordellbetreiber (Finn und Linus Lohkemper) mit zwei Prostituierten (Emma Vogt und Lara Blashecke) und dem Transvestiten (Michel Schlüter) im Wohnzimmer der Kreuzjochers auflaufen – dieser schrille und bunte Auftritt gehörte sicher zu den Höhepunkten für die mehr als 350 Zuschauer im proppevollen Riemsloher Veranstaltungszentrum.

Am Ende wird alles gut: Das Bordell findet einen noch günstigeren Standort im Nachbardorf, wodurch sich das ganze Problem von selbst erledigt. Alle Streithähne und Ehepartner vertragen sich wieder und sind glücklich, sich gegenseitig zu haben. Einer der schönsten eingebauten Gags war das Fußbänkchen, mit dem der kleine Bürgermeister (Tom Hoffmann) bei seinen Ansprachen stets angemessen erhöht wurde. Witzig war auch der Messdiener (Anna Lübrecht), der wie ein Schatten immer hinter dem Pfarrer hertrabte und „Amen“ sagte.

Nach dem Stück dankten die Gruppenleiter der „Höllenkinder“ (Lena Bolte, Carolin Kastrup und Nathalie Wilken) Christoph Kleine-Börger für seine Unterstützung beim Einstudieren und Proben.


Mit freundlicher Genehmigung des Meller Kreisblatt.

Ein Artikel von Norbert Wiegand

 

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