Denn die jungen Kartoffelbauern und -bäuerinnen brauchten kurzfristig eine größere Menge der gelben und rötlichen Knollen, um sie beim Mahl- und Backtag an der Westhoyeler Mühle anbieten zu können. Bei der ersten Ernte auf dem 1000-Quadratmeter-Feld am Westhoyeler Markenweg bekamen sie glücklicherweise Unterstützung von fünf weiteren Kindern, die ebenfalls nicht im Urlaub waren und schon im Vorjahr in der Kartoffel-AG aktiv mitgemacht hatten.
Probegrabungen
„Es sind schon fünf Sorten erntereif“, stellte Tom Schabehorn (10) nach Probegrabungen mit der Forke erfreut fest. „Unter dem absterbenden Kartoffellaub sitzt gut was drunter“, kommentierte Mats Wilken (8) den Zustand der Sorten „Annabelle“ und „Angeliter Tannenzapfen“. „Ich glaube, auch die farbigen Sorten sind so weit“, zeigte Lena Bredenförder (10) stattliche Exemplare der rötlichen „Baltic Rose“ und „Pink Gypsy“ sowie der „Blauen Schweden“. So entschloss sich die AG, mit dem Kartoffelroder aus den Siebzigerjahren die Knollen aus den vorderen Reihen an die Erdoberfläche zu holen.
„Die Ernte ist besser als im Vorjahr“, meinte Finn Louis Wellmann (9). „Und wir mussten dieses Jahr fast gar keine Kartoffelkäfer absuchen“, ergänzte Kaja Bender (12). „Allerdings haben wir ganz schön viel Beiwuchs mit der Hand rausgezogen“, holte Tammo Martin Hayen (8) als Beweis groß gewachsenen Gänsefuß vom Acker.
Wetter hat gut getan
Die „tatsächlich sehr gute Ernte“ bestätigte auch Vater Jörn Bender, der gemeinsam mit Anna Hayen die stark nachgefragte AG an der Schule anbietet. „Drei ergiebige Gewitterschauer sorgten im Mai für genügend Feuchtigkeit und dann hat die Juni-Wärme allen Kartoffelsorten sehr gut getan“, erläuterte Bender, der beruflich als Berater für Ökolandbau beim Verband Biokreis tätig ist.
Schon im März hatten die Dritt- und Viertklässler in der AG zunächst etwas über Herkunft und Anbau der Kartoffel gelernt. Es wurde aber bald praktisch beim Ausmessen und Düngen des 600-Quadratmeter-Feldes. Auf weiteren 400 Quadratmetern rund um das Feld säten sie eine Blühpflanzenmischung für Bienen und Hummeln. Im April pflanzten die Kinder erst die Frühkartoffeln und dann die späteren Sorten.
Technik aus Siebzigern
„Unsere Technik stammt aus den Siebzigerjahren und ermöglicht ein aktives Erleben in der Kombination von Traktoreneinsatz und Handarbeit“, ging Anna Hayen auf pädagogische Intentionen der AG ein. Die Anschaffungskosten für die Pflanzmaschine konnten bereits vollständig aus den Einnahmen des Vorjahres bezahlt werden, sodass die Grundschule Riemsloh nun eigene Kartoffeltechnik besitzt.
„Der Biokreis-Hof Brüggemeier stellt die Ackerfläche zur Verfügung, Traktoren konnten bei Michael Schlüter und beim Alttraktorenverein Meesdorf geliehen werden, Unterstellmöglichkeiten für Geräte bietet der Hof Meierfrankenfeld“, sprach Jörn Bender von „großzügigen Unterstützern“. Das Pflanzgut stamme vom Berninghof Spenge, Hof Jebel und Kartoffelzuchtunternehmen Norika. Weitere Sponsoren seien AP Design, Raiffeisen, Landhandel König, Kopie und Druck sowie der Ökoverband Biokreis.
Hayen und Bender rechnen damit, dass sowohl die Erntemenge von 2500 Kilogramm als auch die Vorjahres-Qualität deutlich überschritten werden. Auch die späteren Sorten versprechen eine Spitzenernte. „Endlich gibt es wieder schmackhafte Riemsloher Kartoffeln vom Lehmboden“, freut sich Anna Hayen schon jetzt auf die positive Resonanz der Käufer. Der Erlös des Verkaufs werde für die Fortführung der Kartoffel-AG, die geplante Sportprojektwoche sowie den Schulausflug 2019 verwendet.
Verkaufsstellen sind das Carport der Familie Bender am Riemsloher Vicariuskamp 14 und der Hofladen des Elshofes in Buer an der Osnabrücker Straße 33.
Ein Artikel von Norbert Wiegand.
Mit freundlicher Genehmigung des „Meller Kreisblatt“