Anwesen Koch wird saniert. Aus alter Gaststätte in Riemsloh wird Tagespflege.
Es könnte das neue Aushängeschild in Riemsloh werden: In der ehemaligen Gaststätte Koch sollen in Kürze eine Tagespflegeeinrichtung mit 15 Plätzen sowie vier Wohnungen entstehen. Bereits zum Jahresende soll das sanierte Haus bezugsfertig sein.
Es ist eine große Herausforderung, der sich Franz Gürtas und sein Sohn Christoph stellen, denn die einstige Gastwirtschaft, die in ihrer Blütezeit Vereinsgaststätte und beliebter Treffpunkt war, ist in die Jahre gekommen. Das Ende des 19. Jahrhunderts errichtete Gebäude am Ortseingang war 1925 die Geburtsstätte des TSV Riemsloh; hier wurde in Ermangelung einer Turnhalle nicht nur auf der Diele Sport getrieben; darüber hinaus war die Dorfgaststätte Dreh- und Angelpunkt aller Vorstandssitzungen und ein Zentrum des örtlichen Viehhandels: „Hier wurde viel getrunken, Koch hatte eine zentrale Funktion im Ort, hier wurde so manches Geschäft begossen“, erinnert sich Ortsbürgermeister Günter Oberschmidt.
Doch die glorreichen Zeiten sind vorbei, seit die Gaststätte mit angegliederter Bäckerei im Jahr 1992 den Zapfhahn hochdrehte: Die Fenster und Türen sind teilweise zerstört und es zieht; die Fassade bröckelt an diversen Stellen, und im Inneren sind veraltete Rohre, abgeblätterte Tapeten, verschmutzte Fußböden und zerfressene Holzbalken Zeugen eines längeren Leerstandes.
Doch an diesem trostlosen Zustand ändert sich schon bald etwas. Das Gebäude soll zu neuem Leben erweckt und zu einem Schmuckstück am Entrée des Ortes werden. Die Investoren Franz und Christoph Gürtas wollen insgesamt 1,1 Millionen Euro investieren, um das einstige Gasthaus nach Denkmalschutzgesichtspunkten komplett zu sanieren.
Die neue Nutzung sieht eine Tagespflegeeinrichtung in Trägerschaft der Caritas vor, wobei im Erdgeschoss 15 Plätze entstehen soll. Ferner sind im Dachgeschoss vier Wohnungen in einer Größe von 45 bis 60 Quadratmetern projektiert, wobei drei barrierefrei sind. Bereits Anfang 2018 soll der Betrieb aufgenommen werden.
Dass die Sanierung einen solchen Drive aufnimmt, ist in erster Linie Inge Bredemeier zu verdanken. Der Stadtplanerin war der zunehmende Verfall des alten Gasthauses schon lange ein Dorn im Auge, und so nahm sie Kontakt mit Gürtas senior und junior auf, die auf dem Gebiet von Gebäudesanierungen über langjährige Erfahrungen verfügen: „Gürtas hat eine Herausforderung gesucht und sie hier in Riemsloh gefunden“, betont Inge Bredemeier, sichtlich erfreut, dass ein privater Investor nunmehr dazu betrage, dass ein ortsbildprägendes Gebäude bald im neuen Glanz erstrahlt: „Die Sanierung dieses Baudenkmals verbessert die Situation am Ortseingang und gleichzeitig die Infrastruktur. Das neue Entrée steht dem Dorf gut zu Gesicht“, bemerkt die Stadtplanerin. Sie hatte sich in diesem Zusammenhang für eine Förderung aus dem Arle-Programm (Amt für regionale Landesentwicklung Weser-Ems) starkgemacht und war damit erfolgreich: Im April flatterte der Bewilligungsbescheid ins Haus und somit der Startschuss für die umfangreiche Sanierung. Voraussetzung, dass die Gelder fließen, ist allerdings, dass die Sanierung bis Ende des Jahres abgeschlossen sein muss, insofern drängt jetzt die Zeit. Die Investoren sind aber zuversichtlich, das eng gesteckte Zeitfenster einhalten zu können.
Pläne finden Anklang
Dass bei der Sanierung alte Baumaterialien wie Bruchsteine, Feldbrandsteine und Teile des Fachwerks wieder verwendet werden sollen, findet ebenso allgemein Anklang wie die Tatsache, dass mit der Tagespflegeeinrichtung ältere Menschen aus Riemsloh in ihrem Stadtteil bleiben können.
Und die Investoren gehen noch weiter: Sie wollen auch die Fläche, auf der einst die alte Scheune stand, sowie den hinteren Bereich des großen Areals baulich erweitern und mit Freiräumen attraktiv gestalten. Diese Pläne befürwortet nicht nur die Stadtplanerin, sondern auch der Ortsrat.
„Solchen Projekten steht der Ortsrat natürlich positiv gegenüber“, sagt Ortsbürgermeister Günter Oberschmidt.
Text : Simone Grawe
Photo: Norbert Wiegand
Mit freundlicher Genehmigung des „Meller Kreisblatt“.