Standort
Die Sankt-Antonius-Kirche steht auf einem langgestreckten Hügel in der Mitte der Ortschaft Hoyel im Stadtteil Riemsloh im Südosten der Stadt Melle. Der Ortsname stammt aus dem 13. Jahrhundert und leitet sich vom damaligen Wort „Hagilie“ ab, was kleine Anhöhe bedeutet.
Ansprechpartner ist die jeweilige Pastorin oder der Pastor. Genaueres entnehmen Sie bitte der Seite Ansprechpartner auf der Internetseite der Gemeinde.
Der Schlüssel zur Kirche ist erhältlich bei der Küsterin, ebenfalls unter der Seite Ansprechpartner zu finden.
Geschichte der Kirchengemeinde und der Kirche
Über die erste Gründung einer Kapelle oder Kirche in Hoyel ist nichts bekannt. Aber das Kirchspiel Hoyel wird schon im Jahre 1222 in einer Urkunde des Bischof Adolf erwähnt.
Die Reformation wurde in Hoyel im Jahr1584 (siehe Jahreszahl auf der Tür der Kanzel) eingeführt. Nach dem Ende des 30 jährigen Krieges wurden vereinbarungsgemäß Gemeindemitglieder unter Eid gefragt, welchen Bekenntnisstand ihre Gemeinde am 1. Januar 1624 hatte. Als die Ergebnisse der Befragung widersprüchliche Deutungen zuließ, schlug der Kaiserliche Gesandte Baron Volmar vor, in Bausch und Bogen zu bestimmen, welche Gemeinden evangelisch und welche katholisch sein sollten. (Volmarscher Durchschlag)
Für die Gemeinde Hoyel wurde das evangelisch-lutherische, für die Gemeinde Riemsloh – trotz einer Mehrheit von Gemeindegliedern, die sich zum evangelischen Glauben bekannten – das römisch-katholische Bekenntnis festgelegt.
Nach vielen Problemen im Miteinander von evangelischen und katholischen Christen in der Gemeinde Riemsloh wurden im Jahre 1815 die Evangelischen aus den Ortschaften Krukum, Döhren und Westendorf in die Gemeinde Hoyel umgepfarrt.
Die Kabinettsorder vom 27. Dezember 1814 bestimmt auch, dass beide Kirchspiele ihre Gebäude gemeinsam unterhalten sollen. Dieser Parochialverband bestand bis Ende des Jahres 1857.
Da die Kirche in Hoyel durch die Umgliederung zu klein geworden war, wurde sie im Jahre 1829 durch einen Neubau vergrößert. Darauf weist eine Tafel an der Ostseite des Gebäudes mit dem Wortlaut hin: „Diese Kirche, seit (gebot) 1584 dem Evangelischen Gottesdienste gewidmet, ist nach der im Jahre 1814 stattgefundenen Vereinigung der Evangelischen Gemeinde Riemsloh und Hoyel im Jahre 1829 vergrößert und bis auf den Turm neu gebaut“.
Von der alten Kirche blieben nur der Turm und die Nordwand erhalten. Die Kirche wurde nach Osten und Süden erweitert. Sie ist ein einschiffiger Saalbau mit Tonnengewölbe. Durch die Erweiterung nach Süden steht heute der Turn nicht mittig vor dem Kirchenschiff.
Im Jahre 1901 erhöhte ein Zimmermann aus Westhoyel das Mauerwerk des Kirchturms von 12 auf 17 Meter. Heute befindet sich in diesem Teil des Turmes der Glockenstuhl mit vier Glocken. Seitdem zeigt auch eine Turmuhr die Zeit in alle vier Himmelsrichtungen.
Während des 2. Weltkrieges wurden die drei größten Glocken konfisziert und für Kriegszwecke eingeschmolzen. Im Jahre 1948 wurden als Ersatz 3 Stahlglocken angeschafft. Der Läutebetrieb mit diesen Glocken wurde im Jahr 2008 wegen starker Rostschäden untersagt. 2009 wurden 3 neue Bronze-Glocken in die Glockenstube eingebaut. Die alten Stahlglocken sind als Erinnerung vor der Kirche aufgebaut. Die letzte Innenrenovierung fand im Jahre 1994 statt, nachdem der einsturzgefährdete Dachstuhl erneuert worden war.
Der Namenspatron
Namenspatron ist der Heilige Antonius (nicht zu verwechseln mit Antonius von Padua). Ein Bild vom ihm, befindet sich in der Kirche an der Südseite neben der Brauttür.
Antonius lebte von 251 bis 356 in Mittelägypten und war Einsiedler und Abt. Nach ihm wurde der Antoniterorden im Mittelalter gegründet. Seine Attribute sind das Schwein, das Glöckchen und das Antoniuskreuz. Die Antoniusschweine durften frei im Ort herumlaufen. Vermutlich trugen sie als Kennzeichen ein Glöckchen um den Hals. Vielleicht wurde das Glöckchen auch von den Mönchen beim Almosensammeln benutzt. Die Antoniusschweine wurden am 23. Dezember oder am 17. Januar – dem Antoniustag – geschlachtet und das Fleisch an die Armen verteilt. (Die Kirchengemeinde begeht noch heute den Antoniustag mit einem Mitarbeitertreffen). Das Antroniuskreuz hat die Form eines „T“ (ohne
überstehenden Mittelbalken). Es erinnert an eine Stütze oder Gehhilfe.
Schließlich gehörte die Krankenpflege zu den Aufgaben des Antoniterordens. Das Altarkreuz nimmt die Form des Antoniuskreuzes auf.
Der Innenraum
Der Zugang zum Inneren der Kirche geschieht gewöhnlich durch den Turmeingang im Westen. Im Vorraum befindet sich auf der linken Seite eine hölzerne aufklappbare Ehrentafel, auf der zum Gedenken und zur Mahnung nachfolgender Generationen die Namen der im 2. Weltkrieg gefallenen und vermissten Mitglieder der Kirchengemeinde eingeschnitzt sind.
Der Messingleuchter im Turmeingang wurde 1946 von der ortsansässigen Familie Meyer zu Ohsen zum Gedenken an einen im Krieg gefallenen Sohn und an alle Gefallenen des letzten Krieges gestiftet.
Über der Tür zur Kirche sind auf zwei Holztafeln die Namen der Seelsorger aufgeschrieben, die seit der Reformation hier in der Kirche das Evangelium verkündigt haben. Erster evangelisch-lutherischer Pastor war bis 1620 Gerhard Menke. An der Rückwand im Kircheninneren befinden sich Gemälde und Fotos von Pastoren aus neuerer Zeit.
Beim Betreten des Kirchenschiffes fällt der Blick auf den mächtigen klassizistischen Altar , der 1834 / 1839 von Schlagemann aus Meppen angefertigt wurde.
Von vier Säulen getragen wird eine Strahlensonnen, deren Strahlen von Gott ausgehen. Das Auge Gottes ist in einem gleichseitigen Dreieck – dem Zeichen für die Dreieinigkeit Gottes (Gott als Vater, Sohn und Heiliger Geist) zu entdecken. Manche Kirchenbesucher verstehen diese Darstellung so, dass Gottes Auge auf uns gerichtet ist – prüfend wie auch beschützend.
Ein Wolkenkranz, der das Dreieck mit dem Auge umgibt, deutet an, dass Gott für uns Menschen unsichtbar ist. Doch die Strahlen der Offenbarung Gottes durchdringen die Wolken. Denn Gott hat sich den Menschen offenbart.
Zeichen der Offenbarung im Alten Testament sind die Gesetzestafeln mit den 10 Geboten, die oberhalb des Altartisches dargestellt sind. Auf diesem Flachrelief weisen zusätzlich Kreuz, Anker und Herz auf Jesus Christus und damit auf das neue Testament hin. Diese Symbole entstammen aus dem 1. Korintherbrief 13, 13, wo es heißt: „Nun aber bleiben Glaube (=Kreuz), Hoffnung (=Anker), Liebe (=Herz) diese drei. Aber die Liebe ist die Größte unter ihnen.“
Auf dem Altartisch liegt aufgeschlagen eine große kostbare Bibel mit Kupferstichen von 1730. Dahinter steht das Altarkreuz, das die Kirchengemeinde 1988 angeschafft hat. Es hat die Form des Antoniuskreuzes. Zusätzlich hat der Künstler Norbert Labens aus Hannover, Gottes Offenbarung aus dem Alten und Neuen Testament in diesem Kruzifix zusammengeführt. So befindet sich über dem Kreuz ein Regenbogen als Hinweis auf Gottes Bund mit den Menschen nach der Sintflut, der in der Zusage gipfelt: “ Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ (1. Mose 8, 22). Interessanterweise ist Jesus am Kreuz nicht als der Leidende und Sterbende dargestellt sondern als der Auferstandene.
Das frühere hölzerne Altarkreuz hat jetzt einen Platz an der linken Seitenwand neben dem Altar erhalten. Wie sehr Gott die Menschen liebt, kommt im Kreuz und auch im heiligen Abendmahl zum Ausdruck: Gott nimmt den Kreuzestod seines Sohnes als Sühne an für die Sünden der Menschen. Deshalb ist auf dem Altarbild die Einsetzung des heiligen Abendmahles durch Jesus dargestellt. Es wurde vom Historienmaler und Zeichenlehrer am Gymnasium Meppen, Ludo Janson, angefertigt. Mit dunklem Gesicht und dem Geldbeutel in der Hand ist Judas dargestellt, der Jesus verraten hat.
Die vier Altarleuchter aus Messing entstanden Mitte des letzten Jahrhunderts.
Eine Besonderheit stellt der Opferstock dar, der sich im Oberteil der linken Altarschranke befindet. Unter dem aufgeklappten Deckel ist ein Spruch aus Psalm 50 eingeritzt: „Opfere Gott Dank und bezahle dem Höchsten dein Gelübde!“ Dieser Opferstock, der an die alte Sitte des Opfergangs um den Altar an hohen Feiertagen erinnert, wird heute gelegentlich bei Taufen benutzt.
Die Kanzel ist das älteste Objekt in der Kirche. Sie trägt die Jahreszahl 1584. Damals soll die Reformation in Hoyel eingeführt worden sein.
Das Lesepult und der Tauftisch mit einer Figur des segnenden Jesus, die im Altarraum stehen, sind im Jahr 1952 entstanden. Den Tauftisch stiftete Zimmermeister Siekermann aus Dankbarkeit für die gesunde Rückkehr seiner beiden Söhne aus dem letzten Krieg.
Vor dem Altar hängt von der Decke herab ein zwölfarmiger flämischer Messingkronleuchter von 1733. Seine Kerzen werden bei besonderen Gottesdiensten angezündet.
In die Oberkante der alten Bänke im Kirchenschiff sind Namen der Gemeindeglieder eingeschnitzt, die im Jahre 1829 diese Plätze gekauft haben. Die Einnahmen dienten zur Finanzierung des Neubaus der Kirche. Die für die Plätze in der alten Kirche gezahlten Gebühren wurden damit verrechnet.
Im hinteren Teil der Kirche befindet sich auf der Südseite die sogenannte Brauttür. Sie wird bei besonderen Gelegenheiten benutzt: Bei Trauungen (daher der Name) und bei Trauungsjubiläen, bei der Konfirmation und bei Konfirmationsjubiläen ziehen die Betreffenden durch diese Tür in die Kirche ein. Daneben hängt das bereits erwähnte Bild vom heiligen Antonius.
Auf der westlichen Empore befindet sich die Orgel mit 17 Registern und zwei Manualen. Sie wurde 1880 von der Firma Gebr. Rohlfing aus Osnabrück gebaut. im Jahre 2001 fand die letzte Teilrestaurierung statt. Auf der Empore befinden sich auch die Plätze für den Kirchen- und den Posaunenchor. Im nördlichen Teil gibt es noch alte gestaffelte Bänke.
Allen Kirchenbesuchern gilt der Wunsch aus einem Choral des Evangelischen Gesangbuches (Nr. 171, 4): „Bewahre uns Gott, behüte uns Gott, sei mit uns durch deinen Segen. Dein Heiliger Geist, der Leben verheißt, sei um uns auf unseren Wegen.“
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