Bauern bauten sich eigene Kapelle.
Der jetzige Bau wurde nach den vorhandenen Chronik-Unterlagen im Jahr 1697 von den Bauern aus Groß Aschen erbaut, damit sie nicht mehr den langen Weg zur Kirche in Spenge zurücklegen mussten. Den Unterlagen zufolge hat Groß Aschen schon immer zum Kirchspiel Spenge gehört. Laut der Schulchronik war mit der Schulstelle im Ort schon seit etlichen Jahren auch ein Kapellendienst verbunden.
Die in Groß-Aschen stehende Kapelle hat an der Eingangstür folgende, stark verwitterte Inschrift: „v. Hoedinghausen, Erbherr zu Bruchmühlen, Oberholzgrafen und Herman Feltman, Liegre Bringer, Johan Ebeler, Mahlmaner, Jobst Meyer, Michel Rohde, Henrich Mencke, Liegre Wichman, Wilm Potthof, Johan Helman, Henrich Egerman, Jobst Henrich Riepe, Herman Käter, Henrich Wilm Althof, Henrich Welling, Albert Linenbrinck, haben diese Chapelle im Jahre 1697 erbauet. Nach der von Dr. Engel gefundenen Urkunde ist dies aber kein Neubau, sondern ein Wiederaufbau gewesen, da schon 1443 die Zerstörung einer Kapelle in Groß-Aschen bezeugt ist, die zur Gemeinde Spenge gehörte und mit sämtlichen Kleinoden, Büchern und Messgewändern von den Osnabrückern niedergebrannt worden war.
Zum vorstehenden Absatz fand Günter Ellenberg eine Ergänzung, die er bei Recherchen im Westfalen-Blatt aus dem Jahre 1986 gefunden hat:
Pastor Kenter fand Abrechnung – Altarbild für zwei Taler “verkauft”
Aus Stiftskirche nach Groß-Aschen gewechselt.
Ist die Herkunft des Altarbildes in der Kapelle in Groß-Aschen jetzt geklärt? Pastor Gerhard Kenter aus Enger gelang im Rahmen seiner geschichtlichen Nachforschungen eine Entdeckung, die vermuten lässt, dass das Altarbild ursprünglich in der Stiftskirche in Enger gestanden hat. Pastor Kenter, der zur Zeit an einer umfassenden Arbeit über das heimische Geldwesen mit dem Thema “Darlehen in und um Enger seit 400 Jahren” schreibt, entdeckte im Engerschen Kirchenrechungsbuch von 1640 bis 1692 eine wichtige Eintragung. Der Provisor der Kirchenkasse, Heinrich Potthast, hatte im Jahre 1683 vermerkt, die Kirchenkasse habe zwei Reichstaler für einen alten Altar erhalten, der den Einwohnern von Aschen für ihre Kapelle verkauft worden sei.
Aus dieser Eintragung rekonstruiert der Engeraner Pastor im Ruhestand folgenden Sachverhalt: Ursprünglich habe der Altar wohl als Hauptaltar in der Stiftskirche in Enger gestanden, sei dann im Jahre 1525 jedoch durch das heutige Altarbild abgelöst worden.
Mehr als 150 Jahre später sei das ältere Altarbild dann für einen symbolischen Preis von zwei Talern an die Kapelle in Groß-Aschen verkauft worden.
Dort steht es nun seit der Wiedererrichtung der Kapelle im Jahre 1697. Doch bis heute war für Gemeinde und Pastöre der Kirchengemeinde Hücker-Aschen – zu der auch das niedersächsische Groß-Aschen gehört – unklar geblieben, woher dieser Altar gekommen war.
Eigentlich ist das Altarbild nur der Mittelteil eines großen Klappaltars, der einst mit den beiden verschollenen Seitenteilen eine Breite von etwa sechs Meters gehabt haben muss.
Selbst bei der jüngsten Renovierung der Kapelle vor zwei Jahren waren keine genauen Daten über das Altarbild zutage getreten.
Dass dieser große Altar ursprünglich nicht für die kleine Kapelle geschaffen worden war, brachte Pastor Böhlke bereits im Jahre 1951 zur 800-Jahr-Feier von Hücker-Aschen zum Ausdruck: „Das Altarbild enthält in kleinen Einzelbildern die ganze Leidensgeschichte mit dem Bild der Kreuzigung in der Mitte. Jede Figur ist aus einem Stück geschnitzt und aus der Nische herausnehmbar. Ursprünglich gehörten zu dem Altaraufsatz auch noch zwei Flügel, wie man an den leeren Angeln sieht. Es wird für eine gute Handwerksarbeit des Mittelalters gehalten. Leider fehlt jede Bezeichnung des Entstehungsjahres, des Künstlers und des Herstellungsortes. Jedenfalls wird es für eine Größere Kirche geschaffen und wahrscheinlich auch dort zunächst aufgestellt gewesen sein…“ – Diese „größere Kirche“ scheint allem Anschein nach die Stiftskirche in Enger gewesen zu sein.
Pastor Kenter, der diese Zusammenhänge bereits bei seinen Nachforschungen vor zwei Jahren entdeckte, besichtigte am Mittwoch zum ersten Mal die Kapelle in Groß Aschen mit dem restaurierten Altarbild, das heute wieder in leuchtenden Farben erstrahlt. Die Figuren seien wirklich sehr ausdrucksvoll von dem Künstler geschnitzt worden, bestätigte der leidenschaftliche Heimatforscher und die überraschende Ähnlichkeit mit dem heutigen Altarbild in Enger sei auch für ihn eine neue Entdeckung.
Seit seiner Studienzeit in Bethel befasst sich Pastor Kenter, der seit acht Jahren in Ruhestand ist, mit der Geschichte der Familien im Ravensberger Land. Bereits 1934, so erinnert er sich, hielt er seinen ersten historischen Vortrag vor einer Landfrauenvereinigung. Nach seiner Pensionierung kehrte der gebürtige Engeraner in seine Heimat zurück und widmet sich nun intensiv seinen Nachforschungen.
Für Küsterin Charlotte Beer war die Entdeckung des Pfarrers aus Enger ebenfalls eine Neuigkeit. Sie betreut die kleine Kapelle in Groß-Aschen, in der am ersten Sonntag im Monat regelmäßig Gottesdienste und zahlreiche Familienfeierlichkeiten abgehalten werden. Im Jahre 1443 wurde die Kapelle in Groß-Aschen, die zur Kirchengemeinde Spenge gehörte, ein Raub der Flammen.
Die „Osnabrücker“ brannten das Gotteshaus mitsamt Büchern, Meßgewändern und Kleinodien nieder. Seit dem Wiederaufbau im Jahre 1697 blieb die kleine Kapelle dann allerdings verschont, so dass der Altar heute noch gut erhalten ist. Mit der genauen Herkunft des Altarbildes und seinem Wert als Kunstwerk werden sich nun die zuständigen Stellen beschäftigen.
Westfalen-Blatt Nr. 129, Freitag, 06. Juni 1986
Die Kapelle in Groß Aschen bleibt eine Kapelle
Die Gefahr einer Stillegung der Kapelle in Groß Aschen (wir berichteten) ist vom Tisch: Das zeigte eine Gemeindeversammlung in Hücker-Aschen mit 120 Teilnehmern.
Die Sparzwänge in der westfälischen Landeskirche hätten auch den Riemsloher Ortsteil Groß Aschen treffen können, der zum Bezirk Hücker-Aschen der ev.-luth. Kirchengemeinde Spenge gehört. Die historische Kapelle von 1697 bleibt mit 1500 Euro jährlichen Kosten beim gegenwärtigen Diskussionsstand aber verschont.
Während der Versammlung im Gemeindehaus Hücker präsentierte Pastor Markus Malitte die von Gemeindegliedern geforderten konkreten Zahlen. Demnach muss die Gemeinde Spenge mit ihren vier Bezirken insgesamt 31.000 Euro laufende Kosten jährlich einsparen. Der Bezirk Hücker-Aschen soll seine Ausgaben um 17.000 Euro verringern. Die Beträge errechnen sich aus der Differenz zum statistischen Bedarf pro Gemeindeglied, den die Kreissynode Herford beschlossen hat.
Durch zusätzliche Einnahmen können möglicherweise Gebäude für die Gemeinde erhalten bleiben. Deshalb hat die Versammlung einen Förderkreis gegründet, der Sponsoren und Spender gewinnen soll. Dem Gremium gehören auch die Groß Aschener Ernst Ebeler und Karl-Heinz Rieke an.
Ein Sparvorschlag war die Verlegung von Gottesdiensten von der Kirche Hücker-Aschen in das Gemeindehaus. So könnten vor allem in der kalten Jahreszeit Heizkosten gespart werden. Den Vorschlag, dass die Hückeraner auch gelegentlich zum Gottesdienst nach Groß Aschen kommen, unterstützte Malitte. Die Kapelle fasst bis zu 100 Besucher.
Der Pastor berichtete von Verhandlungen mit der ev.-luth. Brüdergemeinde Bünde. Die deutschstämmigen Einwanderer aus Russland hätten ihr Interesse bekundet, die Kirche in Hücker- Aschen bis zu viermal wöchentlich zu mieten. Dies könne die Einnahmesituation verbessern. In Spenge bringt die Verlegung des Gemeindebüros ins Gemeindehaus Ersparnisse ein, die Lenzinghausener wollen die Unkosten für ihren Gemeinderaum selbst aufbringen. Der Erhalt historischer Gebäudesubstanz habe Vorrang, solange andere Möglichkeiten bestehen, meinte Malitte.
Nach Einschätzung von Presbyter Horst Jurke, Friedrich Schröder, Renate Brünger und Küsterin Silke Vodegel ist eine Umorientierung in den Kirchenkreis Melle und damit in die Landeskirche Hannover kein ernsthaftes Thema in Groß Aschen. Freilich gebe es schon immer vereinzelte Gemeindemitglieder, die von Zeit zu Zeit einen Beitritt zu den Gemeinden Hoyel oder Bennien ins Gespräch brächten.
Der materielle Mangel habe immerhin den Vorteil, dass die Gemeinde mit ihren vier Bezirken zusammenwächst, stimmten alle Gesprächsteilnehmer überein. Unter den 120 Besuchern der Versammlung waren nicht nur die bekannten aktiven Mitgestalter des Gemeindelebens.
Der drohende Verlust altvertrauter Gebäude spreche nicht nur praktizierende Christen an, hoffte Silke Vodegel auf breite Unterstützung für den sich bildenden Förderverein. – Die Kapelle in Groß Aschen bleibt eine Kapelle.
Quelle: Meller Kreisblatt, 16.03.2007
weitere Quellen, freundlich überlassen von Günter Ellenberg: http://www.hücker-aschen.de