Moderne Kunst auf dem neu gestalteten Kastanienplatz.

Ein anerkennendes bis begeistertes Raunen ging durch das Publikum, als anlässlich der Einweihung des Kastanienplatzes die Skulpturengruppe „Wachstum“ unter großem Applaus von offizieller Seite enthüllt wurde. Angefertigt von dem Riemsloher „Paradiesmacher“ Peter Marggraf, symbolisiert seine Installation ideal das Leben in einem Stadtteil und eignet sich daher perfekt als Kunstobjekt sowie Blickfang auf dem Dorfplatz.

Früher hieß er nur nüchtern prosaisch „Oberdorfparkplatz“. Jetzt halten moderne Kunst und Lebenskultur ihren Einzug. Denn der neu eingeweihte Kastanienplatz in Riemsloh soll nach den Vorstellungen der Verantwortlichen in Zukunft zu einem der Zentren im Meller Ortsteil werden. Vier Parkbänke aus hochwertigem Holz laden zum Verweilen ein. Blumenarrangements in zwölf dunkel lasierten Steinguttöpfen aus der Toskana geben dem Platz den letzten Pfiff. Gestiftet wurden sie von dem örtlichen Unternehmen Philipps. Zentrales Objekt des Kastanienplatzes ist jedoch die Skulpturengruppe „Wachstum“ des Riemsloher „Paradiesmachers“ Peter Marggraf. Den Beinamen hat der örtliche Bildhauer und Maler durch seinen befreundeten Biografen David Lindner bekommen. Auf dem Kastanienplatz wird deutlich, was damit gemeint ist. Denn nachdem Bürgermeister Josef Stock, Ortsbürgermeister Karl-Heinz Finkemeyer und Wilhelm Backhaus in der Funktion als stellvertretender Ortsbürgermeister zuerst den 90 Zentimeter großen „Keim“, dann die 1,80 Meter hohe „Knospe“ und schließlich die bis auf 2,30 Meter emporragende „Blüte“ der Skulpturengruppe enthüllt hatten, verströmten die drei kunstvoll gestalteten Stämme aus witterungsbeständiger Robinie ihren prachtvollen Charme in vollen Zügen.„Als ich mir den Platz angesehen habe“, „hatte ich sofort ein Bild im Kopf, das mich nicht mehr losließ“, erläuterte Peter Marggraf Künstler in einer kleinen Ansprache. Das Ergebnis kann nun von jedem bewundert, bestaunt und insbesondere erfühlt werden. Dass die Skulpturen angefasst werden dürfen, da es bei den Werken von Peter Marggraf immer besonders auf die sinnliche Wahrnehmung seiner Skulpturen ankommt, brauchte nicht besonders erwähnt zu werden. Waren die Figuren erst einmal von den verhüllenden Bettlaken befreit, ertasteten zunächst die Kinder und dann auch immer mehr Erwachsene die Objekte. Der Name „Wachstum“ ist durchaus im übertragenen Sinne zu versehen. Ein Dorfplatz ist ein Ort, an dem Kommunikation stattfindet, an dem Ideen reifen und umgesetzt werden. Hier gibt es Raum, damit sich ländliches Leben in voller Blüte entfalten kann. Was lag daher näher, als einen Keim, eine Knospe und eine Blüte zu installieren, die schon jetzt die Möglichkeiten symbolisieren, die der Ortsteil Riemsloh durch den neu gestalteten Platz bekommen hat.

Für dieses Vorhaben einen ortsansässigen Künstler zu nehmen, sorgte dabei ebenso für Gesprächsstoff wie die Namenssuche. Lagen anfangs „Oberdorfparkplatz“ (nach dem Volksmund), „Ratsherrenplatz“ (nach der angrenzenden Straße) und „Alter Schulplatz“ (als Bezug zur Dorfhistorie) als Vorschläge auf dem Tisch, entschied sich der Ortsrat mehrheitlich für den jetzigen Namen, der durch die prächtigen Kastanienbäume vor Ort geprägt wurde. Auf durchaus mehr Zweifler stieß der Vorschlag, Peter Marggraf zu beauftragen, mit finanziellen Mitteln der Stadt Melle, der Sparkasse und der Firma Ruwac eine Skulpturengruppe an der exponierten Stelle zu installieren. Schließlich kennen viele die Arbeiten des „Paradiemachers“ nicht zuletzt auf Grund der regelmäßigen Ausstellungen in seinem Garten an der St. Annener Straße, wissen um seine spirituell geprägte Sichtweise und konnten sich drei imposante Holzstelen daher nicht unbedingt vorstellen.

Die breite Akzeptanz der Skulpturen war sofort nach ihrer Enthüllung spürbar, und dass die mit atmungsaktiver sowie teilweise farbiger Lasur geschützten Robinienstämme aus Holz sind, wurde ebenfalls anerkennend akzeptiert. Denn im Gegensatz zu einem steinernen Denkmal passt sich die hölzerne Figurengruppe den Gegebenheiten perfekt an, ergänzt sich harmonisch mit den natürlich gewachsenen Bäumen und sticht trotzdem durch die einmalig vollendete Form und die mit viel Geschmack gewählten Farben hervor. Als besondere Note wurden von Peter Marggraf bunte Glasperlen in die größte Skulptur eingearbietet. Sie unterstreichen noch den Charakter eines voll entwickelten Blütenstandes. Darüber hinaus reflektieren die Murmeln aber auch das Sonnenlicht und beginnen zu leuchten beziehungsweise zu glitzern, wenn es auf sie fällt. All dies macht den Riemsloher Kastanienplatz zum Kleinod, zu einem für alle zugänglichen „Garten Eden“ der dörfliche Lebenskultur und zu einer wunderschönen Kulisse für Ereignisse der Zukunft. Ohne den „Paradiesmacher“ wäre dies wahrscheinlich nicht möglich gewesen.

Quelle: Meller Kreisblatt, 06.08.2001